Segelnostalgie im WYC: Wer hat den schnellsten Oldtimer im ganzen Land?

Vier Jahre und eine Pandemie mussten wir Holzboot-Fans uns gedulden – am letzten Mai-Wochenende 2022 fand nach viel zu langer Zeit endlich wieder eine Nostalgieregatta im Wiener Yacht Club statt. 22 Boote stellten sich zur Schau und wollten eine wichtige Frage klären: Wer hat den schnellsten Oldtimer im ganzen Land? Am Stockerl landete auch ein Boot aus dem SC AMS – unser Club war mit fünf Booten vertreten.

Holz, wohin das Auge reicht – das macht die Nostalgieregatta wohl zu der schönsten Regatta der Alten Donau. Nur wer einen Klassiker mit Holzrumpf hat, darf hier mitfahren. Zum zehnjährigen Jubiläum traten fast zwei Dutzend Prachtstücke an. Zwischen drei Wettfahrten war auch genug Zeit, um die Boote der anderen zu bestaunen.

Mit dabei an der Startlinie war ein 10 Quadratmeter Dinghi – mit 116 Jahren das älteste Boot der Nostalgieflotte. Weitere besondere Schmuckstücke waren die beiden Ness Yawl, die mit ihren vielen Segeln optisch absolut herausgestochen sind. An den geschnitzten Details der schwedischen Biekingseka konnte man sich auch nach zwei Tagen nicht satt sehen.

Wer auch nicht fehlen durfte: Der Holzboot-Bauer Wolfgang Friedl, der mit einem Kajütboot der Klasse Kugelspitz angetreten ist - mit Baujahr 2013 war es das jüngste Boot der Flotte. In Wolfgangs Werft wurden viele der Boote, bei diesem Event zu bestaunen waren, „behandelt“ oder sind sogar im wahrsten Sinne des Wortes von den Toten auferweckt worden. Sohn Georg ging mit einer sportlichen Rennjolle 10 m2 ins Rennen.

Passenderweise wird den Teilnehmern der Dresscode „Vintage“ nahegelegt. Aufgrund der doch durchwachsenen Wetterbedingungen sah der Gastgeber über Verletzungen dieser Vorschrift heuer großzügig hinweg. Am Samstag waren durchaus giftige Böen dabei!

Die Stimmung bei den Wettfahrten war naturgemäß kollegial und fair – niemand will einen Kratzer in seinem eigenem oder einem anderen liebevoll gepflegten und restaurierten Klassiker riskieren. Aber dennoch wurde sportlich gesegelt und man hat gemerkt, dass jeder das Beste aus seinem Oldtimer herausholen möchte.

Und das waren die schnellsten Klassiker:
Zum schnellsten Boot mit und ohne Yardstick wurde eines aus der Flotte des Gastgebers gekürt: Wolfgang Wegl (WYC) konnte im Heimatrevier mit viel Gespür für seine O-Jolle und die Windbedingungen punkten. Mit dem zweiten Platz musste sich Herbert Böhm (SC AMS), ebenfalls auf einer O-Jolle, zufriedengeben. Er führte nach den ersten beiden Wettfahrten am Samstag noch das Teilnehmerfeld an. Bronze holte sich die einzige OK-Jolle, die bei der Nostalgieregatta angetreten war mit Günter Fossler (WYC) und nur einem Punkt Unterschied zum Zweitplatzierten.

Bei den beiden aktivsten Klassen gab es Einzelwertungen: Die O-Jollen und Piraten stellten exakt die Hälfte der Teilnehmer. Nach Wolfgang Wegl und Herbert Böhm kam Horst Kaiblinger (WYC) als drittschnellster O-Jollen-Fahrer durchs Ziel (5. Platz in der Gesamtwertung).

Bei den Piraten holten sich Bernd und Iris Pintarich souverän den Gold-Pokal (4. Platz in der Gesamtwertung). Raoul Bukor (WYC) holte sich mit Pirat-Profi Matthias Reiter (SKH-YC) an der Vorschot Silber in der Klassenwertung -es war Raouls erste Regatta! Den dritten Stockerlplatz fuhr Miriam Krammer (SC AMS) am Steuer mit den Vorschotern Hans Wu (SC AMS) /Philipp Dohnal (SAF) ein.

Wie gewohnt war die Verköstigung durch das „Bodenpersonals“ des Wiener Yacht Clubs sensationell – neben dem Spanferkel als Highlight am Samstagabend sorgten auch kleine Snacks dafür, dass alle Teilnehmer stets bestens gestärkt aufs Wasser kamen. Auch die Wettfahrtleitung hat sich mit ihrer Organisation ein lautstarkes „Hipp, hipp, hurra!“ verdient.

Miriam Krammer, Holzpirat „Madame Tegetthoff (OE462)